Die Pfarrkirche wurde in den Jahren 1891 bis 1892 errichtet und stammt damit aus der Historismus-Epoche. Die Leitung des Baus hatten der Herborner Architekt Ludwig Hofmann und der Rambacher Maurermeister Philipp Christian Schneider. Die Gemeinde hatte den Kirchhof für 20 Goldmark gekauft. Die Baukosten lagen unter 40.000 Goldmark.
Die Pfarrkirche wurde am 15. September 1892 nach 14 Monaten Bauzeit eingeweiht.
Sie wurde zuletzt in den Jahren 1990 - 1996 grundrenoviert.
Die Pfarrkirche ist 33 Meter lang, 13 Meter breit und bis zum Dachreiter des Glockenturms 26 Meter hoch. Zum Bau wurde Grünstein aus dem örtlichen Steinbruch verwendet [Evangelische Kirche Rambach]. Sie wurde mit Ausnahme der Gebäudeausrichtung vollständig nach den Empfehlungen des Eisenacher Regulatives entworfen.
Die Kirchenausrichtung ist Ost-West, d.h. der Eingangsbereich mit dem Turm befindet sich im Osten und der Chorbereich mit dem Altar befindet sich im Westen. Dies ist insoweit ungewöhnlich, da Kirchen nach der Empfehlung 1 des Eisenacher Regulativ geostet werden, um den Altarraum für den Frühgottesdienst in das Sonnenlicht zu stellen. Vermutlich liegt dies am verkehrstechnischen Zugang der Kirche für die Gläubigen.
Oberhalb des Glockenturms ist eine Turmuhr angebracht.
Typisch für den Bau der Kirche in der Historismus-Epoche ist die Verwendung älterer Stilelemente, hier des Spitzbogenstils für die Fenster. Nach der Empfehlung 3 des Eisenacher Regulatives wurde der bevorzugte germanische, neogotische Baustil gewählt. Die Fenster sind im neogotischen Stil gestaltet und wurden nach dem Krieg ersetzt. Sie sind auf beiden Seiten des Kirchenschiffs und im Eingangsbereich im Wesentlichen farblos und tragen ein farbiges Band im Außenbereich.
Eingangsbereich
Der Eingangsbereich ist ein kleiner, etwa 2 m x 4 m großer Vorraum, der durch die große 2-flüglige Außentür zu erreichen ist. Geradeaus geht es erneut durch eine 2-flüglige Türe in den unteren Teil des Kirchenschiffs. Jeweils links und rechts geht eine Spindeltreppe ab durch die man zur Empore gelangt. Zusätzlich wird die linke Seite benutzt um in den Glockenturm zu kommen.
Im Eingangsbereich befindet sich ein Tisch für die Gesangsbücher, Gemeindebriefe und sonstiges Material. Neben der Außentür sind die beiden hölzerne Opferstöcke angebracht. In ihnen werden die Kollekten des Gottesdienstes gesammelt.
Alle Fenster im Eingangsbereich und den Wendeltreppen sind in mit einem roten Band gehalten.
Über der Außentür befinden sich 2 neogotische Einzelfenster, neben der Außentür ein einflügliges rechteckiges Fenster. Entlang der Wendeltreppen gibt es zwei zweiflüglige neogotische Fenster.
Im Bereich unter den Spindeltreppen sind zwei kleine Materialräume vorhanden, die sowohl vom Kirchenschiff aus als auch von aussen erreichbar sind.
Kirchenschiff
Das Kirchenschiff besteht aus dem Hauptteil und einer U-förmigen Hufeisenempore. Da der Innenraum nicht durch freistehende Stützen unterteilt ist handelt es sich um eine Saalkirche. Der Innenraum selbst ist weitgehend rechteckig und folgt damit der Empfehlung 2 des Eisenacher Regulatives.
Insgesamt gibt es etwa 350 Sitzplätze in mehreren Holzbänken. Die Kirche ist damit in der Lage etwa 50% der etwa 800 (Stand 2022) evangelischen Einwohner Rambachs aufzunehmen.
Hauptteil
Hier befinden sich 236 reguläre Sitzplätze. Jeweils vor und nach dem Ende der Bestuhlung gibt es im Boden Lüftungsauslässe für die Heizung.
Die Farbe des Bandes der Zwillingsfenster wechselt vom Eingang in Richtung Chor von orange - grün - blau - rot. Im Hauptteil lässt sich auf jeder Seite von einem der Fenster ein Flügel öffnen. Diese Fenster des Kirchenschiffs sind aus Sicherheitsgründen mit einem Drahtgeflecht außen vergittert.
Die insgesamt 8 Fenster wurden von Rambacher Bürgern, Familien und Institutionen gestiftet und sind zum Dank und zur Erinnerung mit einer Plakette auf dem Mauerwerk unter dem Fenster versehen.
Frauenhilfe-Rambach |
links: Pfarrersfamilie Heinrich rechts: Familie A. + G. Tönges |
Frau Dobrunz Mielke | Familie L. + W. Schmidt |
links: Familie V. Wildhardt rechts: Familien K. u. P. Lüttkopf |
Rambacher Kerbegesellschaft |
Familie R. Übel | Familie E. Wintermeyer |
Empore
Typisch für evangelische Kirchen ist die Errichtung einer U-förmigen Hufeisenempore. Die Empore ist komplett in Holz gebaut und als echte, offene Empore ausgeführt. Sie ist über die zwei seitlichen Spindeltreppen im Eingangsbereich zu erreichen. Die Spindeltreppen sind gegen die Empore mit Holztüren abgeschlossen. Im verbindenden Abschnitt des U-Bogens ist die Orgel platziert, dieser Bereich ist zusätzlich mit 5 Stufen um gut 1 Meter erhöht.
Die beiden Längsabschnitte haben mehrere sehr langgestreckte Bänke für die Besucher für etwa 120 Besucher. Eine komplett umlaufende, hölzerne Brüstung sichert die Besucher sowie den Organisten und die Sänger gegen Herabstürzen.
Die Fensterfarbe wechselt wie in der darunterliegenden Ebene vom Eingang Richtung Chor von orange - grün - blau - rot. Auf der Empore kann je eines der obersten Fensterelemente auf jeder Seite gekippt werden.
Auch diese Fenster wurden zum Teil von Rambacher Familien gestiftet und sind dazu mit einer Plakette auf dem Mauerwerk unter dem Fenster versehen.
Pfarrersfamilie Conradi |
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Familie Leistner |
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Chor
Der Chorraum ist als Apsis entworfen. In ihm stehen der Altar und das Taufbecken. Der Chorraum richtet sich nach der Empfehlung 7 des Eisenacher Regulatives. Er ist gegenüber dem Kirchenschiff um 2 Stufen erhöht und groß genug um allseitig um den Altar gottesdienstliche Handlungen vorzunehmen. Gemäß den Empfehlungen ist er nicht durch Schranken vom Kirchenschiff getrennt.
Altar
Der Altar ist relativ zentral im Chorraum aufgestellt, insbesondere folgt er mit dem Zwischengang zur Hinterwand der Entwurfsempfehlung 8 des Eisenacher Regulatives. Er hat gemäß dieser Empfehlung eine erneute Stufe in Form einer Bodenplatte über dem Chorraum, aber keine Vorrichtung zum Knien für die "Confirmanden, Communikanten, Kopulanden u.s.w."
Fenster
Das Glasfenster im Chorraum ist das einzige der Kirche, das Motive zeigt. Es handelt sich um ein Drillingsfenster mit jeweils leicht spitz zulaufenden Rundbögen. Alle 3 Fenster sind in 2 Bereiche unterteilt, einen unteren, kleineren Bereich der genau 1 Feld umfasst und einen oberen, größeren Bereiche, der außen 2 Felder und in der Mitte 2 Felder umfasst. Somit werden 6 Motive gezeigt.
Das mittlere Fenster zeigt im oberen Bereich die Kreuzigung Jesu. Am Kreuz ist bereits eine Tafel mit der Aufschrift INRI angebracht. Zu sehen sind weiter ein Hand Gottes, die aus dem Himmel erscheint und zwei Menschen, die neben dem Gekreuzigten stehen. Im unteren Bereich sieht man einen Engel und den Heiland sowie eine Gruppe von 4 Menschen.
Das linken Fenster zeigt im oberen Bereich das Lamm Gottes, Jesus und 3 weitere Menschen. Im unteren Bereich ist der Stall in Bethlehem gezeigt, in dem Maria den neugeboren Jesus in eine Krippe legt und sein Vater Josef die Hand segnend über ihn hält.
Auf der rechten Seite sieht man im oberen Bereich eine Taube und eine große Ansammlung von Menschen. Im unteren Bereich ist wieder ein Engel zu sehen, der 3 Menschen ein Botschaft verkündet.
Kanzel
Die steinerne Kanzel befindet sich links vom Chorraum und damit auf der für kleine Kirchen typischen Epistelseite, also im Süden des Kirchenbaus. Die Kanzel ist erreichbar über ein kleine Wendeltreppe von der Sakristei aus. Sie liegt genau auf der Trennlinie zwischen Chorraum und Kirchenschiff. Sie ist damit abseits des Altars angebracht und folgt der Empfehlung 10 des Eisenacher Regulatives.
Die Kanzel ist hat einen 8-eckigen Umriss und zeigt an die vier sichtbaren Steintafeln im Uhrzeigersinn die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lucas und Johannes.
Sakristei
Die Sakristei ist vom hinteren, linken Bereich des Chorraums zu erreichen. Sie hat eine kleine, hölzerne Außentür im Süden und eine daneben befindliches Fenster, das das Tageslicht einlässt.
Heizungsraum
Genau gegenüber auf der gegenüberliegenden Seite der Sakristei, aber nur von außen zu erreichen, befindet sich der Heizungsraum. Möglicherweise war dieser Raum in früheren Zeiten noch aus dem Chorraum zu erreichen und wurde dann mit dem Einbau der Ölheizung aus feuertechnischen Gründen dauerhaft abgetrennt. In ihm befinden sich der Ölbrenner und das Warmluftgebläse für den Innenraum.
Orgel
Die Orgel stammt aus dem Jahre 1751 und ist damit aus dem Rokoko-Epoche. Sie ist somit 141 Jahre älter als die eigentliche Kirche. Die Orgel wurde auf der Empore über dem Eingangsbereich im Osten eingebaut. Sie wurde mit großem Aufwand im Jahre 2008 restauriert. Daher hat sie noch immer einen hervorragenden Klang, dem entspricht die gute Akustik in der Kirche.
Ihr Platz befindet sich nach der Empfehlung 11 des Eisenacher Regulatives auf der dem Altar gegenüberliegenden Seite. Ebenfalls gemäß dieser Empfehlung bietet dieser Querbereich auf der Empore Platz für einen Vorsänger beziehungsweise einen Sängerchor.
Glockenturm
Die Kirche verfügt über 4 Glocken. Eine der vier Glocken des Geläuts stammt aus dem Jahr 1483. Diese 220 kg schwere Glocke wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges als „Patenglocke“ übernommen und 1952 auf den Namen Friedensglocke getauft [Evangelische Kirche Rambach]. Der Glockenturm befindet sich im Westen über dem Eingangsportal und dem darüberliegenden Raum für die Glockensteuerung. Die Glocken wurden noch vor etwa 50 Jahren von Hand geläutet. Heute wird diese Aufgabe von einer Perconta Funkhauptuhr vom Turmuhren und Läuteanlagengersteller Perrot übernommen. Diese wurde etwa 1993 eingebaut.
Mit den Glocken wird zum einen die Uhrzeit angezeigt und zum anderen wichtige liturgische Ereignisse markiert. Das Uhrgeläut geht dem anderen Geläut voraus.
Uhrschlag
Der Uhrschlag zeigt die Uhrzeit im 12-Stunden-System auf eine Viertelstunde genau an. D.h. zunächst schlägt eine Glocke mit einem höheren Ton die Anzahl der Viertelstunden an und danach eine tiefere Glocke die Anzahl der vollen Stunden.
Stunde | Schläge | Minute | Schläge | ||
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1 | 13 | 1 | 15 | 1 | |
2 | 14 | 2 | 30 | 2 | |
11 | 23 | 11 | 45 | 3 | |
12 | 23 | 12 | 60 | 4 |
Läuteordnung für regelmäßige Ereignisse
Die Läuteordnung sieht folgende Anlässe vor:
Anlass | Mo - Fr | Sa | So | Uhrzeit | Dauer | 1 | 2 | 3 | 4 |
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Werkstag „Weg zur Arbeit“ | x | 06:45 h | 2 min | x | |||||
Werkstag „Beginn der Mittagspause“ | x | 11:00 h | 5 min | x | |||||
Werkstag „Ende der Arbeit“ | x | 18:00 h | 5 min | x | |||||
Samstag „Ende der Arbeit“ | x | 18:00 h | 10 min | x | x | x | x |
Läuteordnung für Gottesdienste
Die Läuteordnung sieht folgende Anlässe vor:
Anlass | Mo - Fr | Sa | So | Uhrzeit | Dauer | 1 | 2 | 3 | 4 |
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1. Ruf zum Frühgottesdienst (10:00 h) | x | 09:00 h | 5 min | x | |||||
2. Ruf zum Frühgottesdienst (10:00 h) | x | 09:30 h | 5 min | x | |||||
3. Ruf zum Frühgottesdienst (10:00 h) | x | 09:45 h | 15 min | x | x | x | x | ||
1. Ruf zum Spätgottesdienst (17:00 h) | x | 16:00 h | 5 min | x | |||||
2. Ruf zum Spätgottesdienst (17:00 h) | x | 16:30 h | 5 min | x | |||||
3. Ruf zum Spätgottesdienst (17:00 h) | x | 16:45 h | 15 min | x | x | x | x | ||
1. Ruf zum Nachtgottesdienst (22:00 h) | x | 21:00 h | 5 min | x | |||||
2. Ruf zum Nachtgottesdienst (22:00 h) | x | 21:30 h | 5 min | x | |||||
3. Ruf zum Nachtgottesdienst (22:00 h) | x | 21:45 h | 15 min | x | x | x | x |
Läuteordnung für besondere Ereignisse
Anlass | Mo - Fr | Sa | So | Uhrzeit | Dauer | 1 | 2 | 3 | 4 |
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Ruf der Kirchengemeinde während der Vakanz | x | x | x | 19:30 h | 5 min | x | x | x | x |
Neujahr | x | x | x | 00:00 h | 10 min | x | x | x | x |
Vater-Unser-Gebet | x | x | x | - | 1 min | x | |||
Abendmahl-Feier | x | x | x | - | 5 min | x |